01.08.2023

WELCOME TO THE JUNGLE: REGENERATIV VS. FUNKTIONELL.

WELCOME TO THE JUNGLE // REGENERATIV VS.FUNKTIONELL von Corry Kalmbach

Wer heilt hat recht - das ist zwar eine eher unwissenschaftliche und hemdsärmelige Aussage, aber ein Funken Wahrheit steckt drin. Dennder Patient mit Schmerzen geht dahin, wo ihm geholfen wird und kommt vor allem wieder. Das Therapieergebnis zählt - aber was macht das denn genau aus? Das Therapiegerät, die richtige Anwendung oder der richtige Mix ausverschiedenen Therapien. Der Therapiegerätedschungel im Bereichder Orthopädischen Schmerztherapie ist groß - dieser Artikel soll einwenig Licht rein bringen. Zunächst muss man zwischen regenerativen und funktionellen Therapien unterscheiden.

Regenerative Therapie:
Ziel ist die Regeneration von Zellen und Geweben beiakuten oder chronischen Verletzungen des Bewegungsapparates. Im Fokus derBehandlung steht beispielsweise die Läsion des Muskels oder der Sehne.

Funktionelle Therapie:
Ziel ist es die Funktion wieder herzustellen, die durchSymptome wie Schmerz, Schwellung oder Bewegungseinschränkungen gestört ist. Wie man aus den Definitionen entnehmen kann ist es ja meist nichtnur mit einem Defekt oder den Symptomen getan, vielmehr geht es um die ganzheitliche Betrachtung des Krankheitsbildes. Bei akuten Geschehen steht der Defekt an erster Stelle, Symptome folgen - bei chronischen Geschehen sind meist über Jahre die Symptome da und der Defekt folgt.

Beispiel akute Verletzung:
Durch ein Trauma (Sturz, falsche Bewegung, Schlag) kann eine Muskelläsion entstehen, wie eine gerissene Achillessehne, ein Muskelfaserriss oder eine Verletzung der Supraspinatussehne. Es können typische Symptome wie Einblutung, Hämatome, Schwellung,Schmerz und Bewegungseinschränkungen folgen. Ebenso kann eine ungewohnte mechanische Überlastung (z.B Tätigkeit am Arbeitsplatz,neue Laufschuhe, zu schnell gesteigertes Training) zu akutenEntzündungen führen. Hier gilt, je eher ich mit der regenerativenTherapie beginne, desto weniger rutsche ich über den zeitlichen Heilungsverlauf in eine funktionelle Symptomatik rein. CAVE: Je akuter aber das Geschehen, desto weniger mechanisch sollte die Therapie sein.

Beispiel chronische Verletzung:
Schreibtischarbeit, Autofahren, Maschinen bedienen,Bewegungsmangel - all das sind Ursachen für funktionelleBeschwerden wie Muskelverspannungen, Fehlhaltungen oder dieAusbildung von Triggerpunkten. Funktionelle Beschwerden sind dieFolge, die sich chronifizieren und in erheblichen Schmerzzuständendes Bewegungsapparats enden können. Hier steht die funktionelleTherapie und die Therapie des Schmerzes im Vordergrund. Solltesich dadurch beispielsweise ein Sehnendefekt eingeschlichen haben,ist die Kombination mit einer regenerativen Therapie sinnvoll.

Bei degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates steht meist die funktionelle Therapie im Vordergrund. Hier geht es vorallem darum Schmerz und Bewegungseinschränkungenweitestgehend zu reduzieren und den Patienten so lange wie möglich schmerzfrei "zu halten". Es ist also meist ein Mix der richtigen Therapieverfahren, die im Verlauf einer Behandlung eingesetzt werden. Die Voraussetzung für den richtigen Einsatz ist aber neben der richtigen Diagnostik vor allem das Wissen um funktionelle Anatomie, Triggerpunkte, Muskelketten und Biomechanik. Wenn das passt, steht einem guten Behandlungsergebnis nichts im Wege.

Neben der Auswahl des richtigen Therapiesystems, spielt natürlich noch die Frage der Wirtschaftlichkeit eine große Rolle. Hier sollteman in erster Linie identifizieren welche Indikationen man vorrangig behandelt und welches "Patientengut" man hat, damit man dann das richtige Verfahren auswählen kann. Weitere Punkte sind Investition,Abrechnung, Schulung und Praxismarketing. Das sind allerdings so umfassende Themen, dass diesen ein weiterer Artikel gewidmet werden muss. Fortsetzung folgt.