22.09.2023

Dr. med. Ulrich Dreisilker im Gespräch // Anlaß: 30 Jahre orthopädische ESWT in Deutschland

Herr Dr. Dreisilker, Sie arbeiten nach Beendigung Ihrer Tätigkeit in Mettmann-Metzkausen im Team der von Dr. Carl-Heinz Ullrich im Januar 2021 gegründeten orthopädischen Privatpraxis Velbert-Tönisheide. Dr. Ullrich ist Autor des Sport- Förderungsbuches „Training ohne Reue“und Gründer der Rückenschule Mettmann. Prof. Dr. Thomas Frangen,früher Oberarzt in der Unfallklinik „Bergmanns-Heil“ Bochum, komplettiertdas Orthopäden-Team in Tönisheide.

Herr Dr. Dreisilker, seit mehr als 3 Jahrzehnten befassen Sie sich mitder Grundlagenforschung und praktischen Durchführung derorthopädischen extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT). Sie gelten als erfahrener Experte auf dem Gebiet der orthopädischen Stoßwellentherapie. Was treibt Sie trotz Ihres Alters an, weiterhin so aktiv zu bleiben? Sie beschreiben in Ihrem neuesten Fachbuch„Enthesopathies Knowledge Update“ den aktuellen Forschungsstand,geben konkrete Behandlungsempfehlungen und nennen bislang unbekannte ESWT -Indikationen.

Als Arzt, Anwalt oder überhaupt als Selbständiger hat man es leichter, langfristig berufstätig zu bleiben. In meinemArbeitsleben spielt die ESWT eine große Rolle. Sie fasziniert mich seit den Tagen, als ich diese Behandlung kennenlernte. „Da istMusik drin, bleibe dran!“, meinte mit dem ersten Aufkommen dieser Therapie in den 90iger Jahren mein damaliger Lehrer Prof. Ewald Koob vom orthopädischen Uniklinikum Essen. Aus Faszination wurde Passion und immer galt mein Leitsatz: Dukannst nur dann dauerhaft gut sein und besser werden, wenn du für eine Sache brennst und aus Fehlern lernst. Um überzeugende Arbeit zu leisten, brauchst du den jahrelangen Umgang und viel Erfahrung, egal mit welchem Thema. Und so war es auch bei dem Thema Stoßwellentherapie. Informations- und gegenseitiger Erfahrungsaustausch mit begeisterten ESWT-Kollegen aus universitärem und niedergelassenem Bereich vermehrten mein Wissen und prägten meine tägliche Arbeit. Alles das treibt mich immer noch an. Da ist es gut vorstellbar, daß es mir schwer fällt,einfach loszulassen. „Der wohl verdiente Ruhestand!“, nicht einen Gedanken daran habe ich verschwendet.

Im Vorfeld zu unserem heutigen Interview berichten Sie von Patienten, bei denen die ESWT nicht klappte. Können Sie mir dafür Gründe nennen?

Natürlich gibt es bei der ESWT wie bei anderen Therapien auch Therapieversager, ein Nichtansprechen der Behandlung aus welchen Gründen auch immer. Leider ist seit einigen Jahren zubeobachten, wie eine gute Therapie „verramscht“ wird und in Verruf kommt. Und das besorgt mich. „Wilde“ oder freundlich ausgedrückt opportunistische, aber offensichtlich pekuniär begründete Indikationen führen zu mangelhaften bzw. überhaupt keinen Ausheilungsergebnissen.

Gibt es allgemeine Regeln und grundsätzliche Überlegungenbei der Durchführung der ESWT?

Es gibt keine Schablonen und „Kochrezepte“, nach denen mit der ESWT behandelt werden könnte. Die Schmerzwahrnehmung des Patienten während der Behandlung ist unterschiedlich und entscheidend. Der Erfolg einer Behandlung hängt von der Höhe der eingegebenen Energie ab, die knapp unterhalb der tolerierten Schmerzschwelle liegen sollte. Die Kommunikation,das Feedback mit dem Patienten, ermöglicht die individuelle Anpassung ohne grobe Überschreitung der Schmerzgrenze. Das Prinzip „tolerable Niedrigenergie-Therapie“ wird so gewahrt, für die Ausheilung entscheidende biochemische Prozesse werden nicht gestört oder gar gehemmt. Die Nichtbeachtung dieser Regeln begründet das Versagen der ESWT. Übrigens: Die örtliche Betäubung ist obsolet, bekanntlich kontraindiziert und war in der Vergangenheit der Grund für mangelhafte Behandlungsergebnisse. Sie blockiert die durch ESWT induzierten biochemischen Prozesse.

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